Der Sachsendreier

1997, Munzig, ehemaliges Betriebskulturhaus, heute Tanzschuppen im Besitz von Detlef Seidel, 20 Musiker, Techniker, Beleuchter, Bier, Wein, Zigaretten, die Vorbereitung eines im Bereich Ostrock einmaligen Spektakels laufen auf Hochtouren. Und dann ist es soweit, Lift, Electra und Stern Combo Meißen stehen gemeinsam als Sachsendreier auf der Bühne.

Es ist schon erstaunlich, das gerade auch jüngere Leute, die eigentlich keinen nahen Bezug zur Musik der 70´er Jahre haben, die Konzerte mit wahren Begeisterungsstürmen aufnehmen. Vielleicht liegt dies aber auch daran, das ein Konzert der Altmeister ein regelrechter Wohlgenuss zu der aktuellen, sehr kommerziell gehaltenen Musik ist. Sie bringt einfach mehr herüber an Gefühlen und Aussagen, sie ist zeitlos geworden. 20.000 Besucher beim Chemnitzer Pressefest sind ein deutliches Zeugnis dafür.

Als Kritik zur CD "Sachsendreier Live" stand im Progressive Newsletter 07/2000:

"Wer glaubt noch, dass Progressive Rock-Konzerte in Deutschland mit mehreren Tausend Zuschauern undenkbar sind? Schon seit einiger Zeit ziehen die ex-DDR-Gruppen Stern Combo Meissen, Electra und Lift gemeinsam als "Sachsendreier" durch die neuen Bundesländer, volle Hallen und Begeisterungsstürme sind dabei die Regel. Damit man jetzt auch als Wessi nicht mehr außen vorsteht, wurden zwei Konzerte des letzten Jahres aufgenommen und die Höhepunkte auf CD gepresst. Die ungewohnte Struktur der Konzerte spiegelt sich auch auf der CD wieder: Keine der Gruppen spielte ihren Set an einem Stück, so kommt es z.B. vor, dass man nach zwei Stücken Electra erst mal mit Lift überrascht wird, bis dann Electra irgendwann später sich zurückmeldet. Von jeder Gruppe gibt es die größten Klassiker zu hören, eine Aufzählung der insgesamt 15 Titel würde hier den Rahmen sprengen. Kommen wir deshalb lieber zu den Highlights: Stern Combo Meissen überzeugt vor allem mit der Adaption des Frühlings aus Vivaldis "Vier Jahreszeiten", der Klassiker "Der Kampf um den Südpol" besticht durch den faszinierenden Rhythmus und die Einbeziehung des Publikums. Es fehlen leider Songs der beiden besten Alben "Weißes Gold" und dem experimentellen "Reise zum Mittelpunkt des Menschen". Lift setzt mit "Wasser und Wein" und "Tagesreise" einen eher rockigen Kontrast. Die positivste Überraschung sind aber Electra: die Band zeigt ungeheure Spielfreude. "Der grüne Esel" beweist, dass auch Stücke mit nur vier Minuten Länge richtig proggy sein können. Die zwei Klassiker "Tritt ein in den Dom" und "Die sixtinische Madonna" (im Original über 25 Min. lang) sind leider beide um mehr als die Hälfte gekürzt worden, verfehlen ihre Wirkung aber keineswegs. Wenn aber Bernd Aust beim "Türkischen Marsch" (Mozart-Adaption, im Original auf dem Album "Adaptionen" von 1976) die Querflöte auspackt, werden wohl auch die Jethro Tull-Fans blass werden. Über eine Stunde wird melodiöser Artrock der Extraklasse geboten, für die Fans in den neuen Bundesländern eine Form der Zeitreise, für alle anderen eine faszinierende Möglichkeit des Kennenlernens und Eintauchens in die Klassiker anspruchsvoller Rockmusik aus der ex-DDR.

Meinhard Foethke
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