Der Mensch Reinhard Fißler

Lernen zu verlernen!

 

"Er strahlt einen fast unglaublich optimistischen - auf andere Menschen übertragbaren Lebensmut aus und geht weiter unbeirrt und standhaft seinen Weg."

so schreibt Peter auf seiner Seite www.ostmusik.de über Reinhard.

 

Ich habe lange überlegt, ob das hier auf diesen Seiten hingehört, aber ich denke, man kann den Künstler Reinhard Fißler nicht mehr vom Menschen Reinhard Fißler trennen. Und so soll es jetzt hier ein wenig persönlich werden, nicht nur aus meiner Sicht, auch Reinhard soll zu Wort kommen und andere.


Früher war Reini für mich der Sänger der Stern Combo Meißen, nicht mehr und nicht weniger! Wie kam es dazu, dass er mir auch als Mensch so wertvoll wurde? Bevor ich andere zu Wort kommen lasse und ihn selbst, möchte ich ein Erlebnis berichten, welches mit den Ausschlag gab, ihn mit anderen Augen zu sehen.

Ein Erlebnis in Hoyerswerda


Unter der Rubrik Filme gibt es als erstes einen Bericht mit Reinhard aus SUPER illu TV vom 01.03.2005 21.15 Uhr im MDR unter dem Titel "Hausbesuch bei Reinhard Fißler". Das Ganze ist in sehr schlechter Qualität, aber es lohnt sich unbedingt! Mich hat besonders eine seiner Aussagen berührt:

"Ich war in vielen Dingen oberflächlich und auf die Weise auch arrogant. Und stelle eben fest, verdammt noch mal, so ein Arschloch warst du früher mal. Und jetzt achte ich mal mehr darauf, wie gehe ich mit anderen Menschen um."

Wenn man sich diesen Fernsehbericht und einige von Reinhards Aussagen zu seinem Zustand verinnerlicht und dann daran denkt, dass Reinhard am 05.03.2005 mit der Stern Combo in Spremberg, am 12.03.2995 in Singwitz und am 17.04.2005 im Neu Helgoland mit den "Geschichten vom Sachsendreier" auftrat, und wenn man dann noch in Erinnerung hat, wie Klaus, Peter und ich, wie kraftvoll diese Auftritte waren, dann ist das unglaublich. Welch Kämpfer ist dieser Mann?


Der "Kämpfer Fißler", dieser Begriff stammt aus "alter" Zeit. Reinhard sagte einmal dazu:

Frage: "Wer Hat Dir eigentlich den Beinamen Kämpfer verpasst?"

"Martin. Es war, glaube ich, in Zwickau, wo ich mich mit einem Kellner geprügelt habe. Ich fühlte mich von seinen Sprüchen total herausgefordert. Solche wie uns, meinte er, müsste man vergasen. Da war ich nicht mehr zu halten."


Ernie Ernstberger: „Reinhard ist ein harter Hund. Er weiß, dass seine Krankheit unheilbar ist und er daran sterben wird. Trotzdem kämpft er, gibt sich nicht auf."

"Und just da fing seine Krankheit an. Anfangs kam Reinhard vom Auftritt und erzählte mir, dass er während des Konzertes Pausen machen musste. Ihm fiel es schwer seine Gitarre zu halten und seine linke Hand machte ihm zu schaffen. Wir vermuteten eine Art Überarbeitung. Reinhard selber schonte sich aber keinesfalls und erst als es schlimmer wurde, besuchte er einen Arzt. Die Diagnose ließ lange auf sich warten. Als fest stand, dass Reinhard an ALS erkrankt ist, konnte fast niemand sich darunter etwas vorstellen. Reinhard selber witzelte sogar darüber. Aber der Ernst der Sache wurde schnell zur bitteren Klarheit. Ich arbeitete gerade an verschiedenen Songs. Obwohl Reinhards Aufnahmen immer den Vorrang hatten. Irgendwie waren uns die Hände sprichwörtlich gebunden. Er ließ sich nichts anmerken, aber ich konnte sehr schnell erkennen, wie die Krankheit ihn einschränkte. Hatten wir noch anfänglich gedacht, dass wir sein Gitarrenspiel aufnehmen konnten - - keine Chance. Es ging nicht mehr. Die Realität der Dinge wurde größer als der Wunsch auf Grosses. Ein zweites Album wollte Reinhard auf jeden Fall. Alle Gespräche erhielten einen neuen Sinn. Reinhard hat nie angefangen zu klagen. Er sah alles mit einer schon fast unheimlichen Ruhe. Er baute sich Brücken und wir konnten nur helfen. Ändern konnten wir nichts."


Aus einem Interview anlässlich seiner Israeltournee:

Frage: "Sie wollten bewusst ein Konzert in Sderot geben, der israelischen Stadt, in der immer wieder Kassem Raketen aus dem Gaza Steifen einschlagen. Wie war es dort?"

"Einer im Bürgermeisteramt dort hat gesagt: 'Man kann nicht sagen wir hier sind die Guten und die dort drüben die Bösen. Sondern es gibt überall Gute und Böse.' Für mich heißt das: im wesentlichen geht es um die Menschen und ihr Überleben. Angesichts des Terrors fühle ich mich paralysiert und hypnotisiert. Die Nähe zu Gaza und der Zaun dort hat mich an unsere Grenze in Berlin erinnert. Ich denke Musik kann ein Weg sein, die Grenzen zu überwinden. Die Inspiration zwischen den Kulturen sollte größer sein, als ihre Differenzen."  

Frage: "Unser Bild zeigt sie in Tabgah, dem Ort der Brotvermehrung. Ist ihnen der Glaube von Juden und Christen hier im Lande näher gekommen?

"Die alten Kulturstätten wie Meggido, der See Genesareth oder Jerusalem sind natürlich beeindruckend. Alte Geschichte wird hier lebendig. Aber diese Stätten waren auch immer heiß umkämpft. Alles sollte sich mehr öffnen hin zur Toleranz. Wenn die Religionen einander mehr respektierten, würden dem Fundamentalismus und dem Terrorismus der Boden entzogen."


Diese Augen ...

Bea sagte mir einmal: "Wegen dieser Augen habe ich mich doch in ihn verliebt ..."

Nach unserem Besuch bei Reinhard sagte Silvia zu mir: "Diese Augen, dieser Blick, da war der ganze Mensch darinnen! Ich kann das einfach nicht vergessen. Aus diesen Augen sprach Dankbarkeit über unseren Besuch, irgendwie erkannte man Unsicherheit, aber auch Freude, der ganze Mensch offenbarte sich in diesen Augen! Diese Augen sind Wahnsinn, sie strahlen soviel Lebensmut und Kraft aus ...."

Mir war es selbst erstmals in Hoyerswerda, siehe oben, aufgefallen, in diesen Augen spiegelt sich der ganze Mensch Fißler wieder. Wenn Ihr Euch den einen oder anderen Filmausschnitt anschaut, achtet einmal auf seine Augen, so man diese bei den kleinen Bildern sehen kann.


Im September 2004 brachte der MDR eine Sendung "Unter uns" wo Reinhard sehr offen und persönlich über sein Leben und seine Krankheit sprach. Es ist mit das Beste, was es dazu gibt und Ihr findet die Sendung unter "Filme".


 

 

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